In der letzten Woche haben wir uns überlegt, dass Schluss sein soll mit den ewigen angefangen Manuskripten, die nie fertig werden. In dieser Woche geht es weiter mit konkreten Ideen, wie wir das umsetzen können. Am Ende gibt es noch einmal alle Tipps aus diesem Artikel und dem letzten als praktische Checkliste.

Hier kannst du Teil 1 lesen.

Ziele setzen

Um im vorherigen Bild zu bleiben, wäre mein nächster Tipp ein Schrittzähler. Ich arbeite sehr gerne mit Wortzielen, man kann sich aber auch Zeitziele setzen. Außerdem schaue ich, wohin ich möchte: Wie lang soll mein Roman insgesamt werden? Ich orientiere mich da meistens an anderen Romanen des Genres (das findet man im eigenen Regal oder auch im Netz als Beispielzahlen).

Screenshot: Beispiel für eine einfache Romanplanung

Dann überlege ich mir, wie lang die Kapitel sein sollen und wie lang die Szenen. Ich rechne aus, wie viele Kapitel ich bei 2-3 Szenen ungefähr habe. Dann kann ich mich besser orientieren. Natürlich sind diese Zahlen nicht in Stein gemeißelt.

Ich setze mir oft Wortziele: Jeden Tag 500 Wörter. Mindestens. Mehr sind natürlich toll. Aber es muss eine Zahl sein, die man auch an einem schlechten Tag schaffen kann (und das kann für dich eine völlig andere sein als für mich!). Auch ein Wochenziel, ein Monatsziel und eben ein Gesamtziel helfen dabei, das Ende zu erreichen. Bitte sei beim Zielesetzen gnädig mit dir selbst. Plane realistisch. Es bringt dich weiter, wenn du als Wochenziel nur fünf oder sechs Tagesziele ansetzt und übers Ziel hinausschießt, als wenn du deprimiert unerreichbaren Zielen hinterherhechtest. Andererseits kann dich ein Wortziel auch davor bewahren, dich zu überarbeiten und in der Folgewoche aus Erschöpfung eine Nullrunde hinzulegen. Je nachdem, wie dein Tagesplan aussieht, kannst du dir auch immer mal einen Tag freinehmen oder generell nur werktags schreiben und das Wochenende für andere Hobbys oder die Familie freihalten.

Auf dem Weg bleiben

Als nächstes braucht man auf dem Weg zum Roman eine Landkarte. Und ich weiß, dass sich hier die Autorengeister scheiden. Ich persönlich halte plotten für essentiell. Wer nicht bereit ist, es vor dem Schreiben zu tun, muss in der Überarbeitung die Ärmel hochkrempeln.

Hätte man mir das vor einigen Jahren erzählt, hätte ich ihn oder sie vermutlich völlig entgeistert angestarrt und gerufen: „Ich plotte nicht, niemals!“ Es ist auch bis heute nicht meine Lieblingsaufgabe. Aber ich finde es sehr hilfreich, wenn Romane eine Struktur haben. Beim Schreiben und auch beim Lesen. Ich persönlich verwende gerne das Sieben-Punkte-Modell. Außerdem hilft es mir, wenn beim Schreiben weiß: „OK, ich schreibe heute Kapitel x, Szene y, da kommt z vor.“ Anders gesagt: Es hilft mir enorm, wenn ich die Plotprobleme bereits angegangen bin und (hoffentlich) nicht erst beim Schreiben darauf stoße. Das war früher bei mir oft so ein Abbruchpunkt für Romane. Ein scheinbar unlösbares Problem kann eine Schreibblockade mit sich bringen. Mit einem Plot kann ich im Schreibflow bleiben, wenn ich einmal angefangen habe. Das hilft mir sehr, zu einem Ende zu kommen.

Ein Plot bewahrt auch vor flachen oder widersprüchlichen Charakteren oder Welten. Wobei Charakterarbeit und World Building natürlich auch unabhängig vom Plot betrachtet werden können. Ich schließe das hier ein und gehe davon aus, dass ein Plot aus Handlung, Welt und Charakteren besteht.

Übrigens erkennt man beim Lesen auch meist den Unterschied zwischen gut strukturierten, geplotteten Büchern und denen, die „frei Schnauze“ geschrieben wurden. Wer plotlos schreiben möchte, sollte bei der Überarbeitung sehr darauf achten, dass Struktur in den Text kommt (Leser*innen möchten sich nicht mit einer Machete durchs Unterholz schlagen, sondern über einen gangbaren Pfad gehen, auch wenn sie nicht um die nächste Kurve schauen können). Zielloses und planloses schreiben führt oft zu mehr Wörtern, mehr „Blabla“.  Ganz wichtig finde ich neben einer gründlichen Überarbeitung „plotloser“ Bücher in den meisten Fällen auch, zumindest das Ende bereits beim Schreiben zu kennen.

Der Grad bzw. die Intensität des Plottings ist vermutlich eher individuell gegeben. Manche Dinge kann man umgekehrt auch sehr gut im Nachhinein einfügen. Zum Beispiel ganz unauffällige Hinweise auf einen Plottwist.

Zusammengefasst braucht es also (in meinen Augen) für ein „Ende“ unter dem Text:

Routinen

Struktur in der Arbeitsplanung

Tages-, Wochen-, Monats- und Gesamtziel

es gibt kein Warten auf den Musenkuss

Kein „Überarbschreiben“

Struktur im Text

Vorausplanen/plotten

Schreibflow ermöglichen (Plotlöcher vorab schließen etc.)

Das Ende kennen und darauf hinarbeiten

gute Charakterarbeit und schlüssiges Worldbuilding

Und nach dem „Ende“ folgt die Überarbeitung! Viel Spaß dabei!